Ein Modell der Transaktionsanalyse
Bereits in der frühen Kindheit bilden sich die Grundlagen einer positiven oder negativen Selbsteinschätzung.
Sie sind die Resultate von eigenen Entscheidungen und Antworten auf Impulse von Bezugspersonen. Im Zentrum steht der Gedanke, dass jeder Mensch in der frühen Kindheit Grundannahmen (Einschärfungen bzw. negative Botschaften) über sich selbst bzw. über die Beziehung zwischen sich selbst und der Umwelt traf, die in der Lebenssituation des Kindes erfolgreiche Handlungsstrategien ermöglichten.
Im Sinne des transaktionsanalytischen Skriptkonzeptes (unbewusster Lebensplan) entspricht dies einer Entscheidung, sich einem einschränkenden Skript zu unterwerfen. Diese Grundannahmen werden häufig im späteren Leben beibehalten und auch nicht mehr hinterfragt. Im Allgemeinen sind sie hinderlich. Da sie unbewusst zur Anwendung kommen, schränken sie den realen Handlungsspielraum des Menschen ein. Auch die Wahrnehmung und das Denken werden negativ beeinflusst.
Diese Konzepte entwickeln sich in den ersten Lebensjahren. Man nennt sie Einschärfungen.
Einige Beispiele
Ich darf nicht wichtig sein!
Ich darf nicht ich selbst ein!
Ich darf nicht Kind sein!
Ich darf nicht erwachsen werden!
Ich darf’s nicht schaffen!
Ich darf nichts machen!
Ich darf nicht nah sein!
Ich darf nicht dazugehören!
Ich darf nicht gesund sein!
Ich darf nicht denken!
Ich darf nicht fühlen!
Ich darf nicht wollen!
Ich darf nichts brauchen!
Ich darf nicht wissen/Bescheid wissen!
Ich darf nicht sein/nicht existieren!
Diese Einschärfungen entwickeln sich in den allerersten Lebensjahren. Sie stellen gewissermaßen den Auftrag dar, was zu tun ist.
Antreiber
Die Antreiber entwickeln sich im Anschluss. Sie bestimmen, wie etwas getan werden muss.
In der Transaktionsanalyse basieren sie auf den eigenen Erwartungen sowie der eigenen Meinung, darüber, wie uns andere Menschen bewerten. Erzieher, Eltern und Gleichaltrige vermitteln starke Erwartungen und Bewertungen. Bestimmte Aspekte der Selbsteinschätzung sind demnach abhängig von sozialen Standards und Zielsetzungen der Gruppe, in welcher sich das Kind befindet.
Antreiber sind typische (und meist sehr auffällige) Handlungsmuster, die sich der Mensch zurechtgelegt hat, um trotz seiner bestehenden Einschärfungen zu überleben (Eric Berne). Es handelt sich allerdings um destruktive Lösungsansätze. Sie belasten den Menschen und tragen in späterer Folge wesentlich zu Überlastungsstörungen bei.
Einige Beispiele:
Sei Perfekt!
Der Anspruch, immer alles vollkommen richtig und perfekt machen zu müssen ist unerfüllbar. Er kann zu extremem Stress bzw. häufigen Konflikten führen.
Mach es allen recht!
Ein Mensch der das Gefühl hat, es allen anderen immer recht machen zu müssen bzw. gefällig sein zu müssen, verliert den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen. Im Extremfall führt dieser Antreiber zu Selbstverleugnung und Selbstablehnung.
Streng dich an!
Bei diesem Antreiber geht die Leichtigkeit des Seins und die Lebensfreude verloren. Der Verlust Arbeitsfreude kann zu Dauerstress bzw. Erschöpfung und Selbstausbeutung führen.
Sei stark!
Ein Mensch der das Gefühl hat, immer stark, selbstbewusst und autark sein zu müssen, verliert den liebevollen Zugang zu sich selbst. Dabei geht oft die Fähigkeit verloren, Hilfe anzunehmen oder eigene Schwächen sich und Anderen eingestehen zu können. Im ausgeprägten Fällen führt dieser Antreiber zu Vereinsamung, sozialen Konflikten, Erschöpfung und Selbstausbeutung.
Mach' schnell!
Ein Mensch der das Gefühl hat, immer alles schnell machen zu müssen bzw. beeilt wirken zu müssen, verliert häufig die Genussfähigkeit und die Freude an der Entwicklung. Dieser Antreiber kann zu oberflächlichem Handeln, oder zu mangelhaften Arbeitsergebnissen führen. Diese Menschen neigen zu unüberlegten Handlungen und vorschnellen Entscheidungen.
Die meisten Menschen werden von zwei bis drei Antreibern in unterschiedlicher Intensität bestimmt.
Erlauber - der Weg hinaus
Entscheidend für den Weg aus dem Stress ist es, die negativen Botschaften im Einzelnen aufzuspüren und vorerst nur zu akzeptieren.
Im weiteren Schritt wird die Sensibilität gefördert und der Weg zu Handlungsalternativen geebnet.
Schließlich gibt sich der Klient die Erlaubnis den Wahrheitsgehalt von Einschärfungen zu hinterfragen, und den Antreibern nicht mehr unbedingt zu folgen. Er kann in Zukunft andere Entscheidungen treffen.
Ziel des Coachings und der Stress- und Burnoutprävention ist der Weg zu neuen Handlungs- und Bewertungsmustern. Sie werden sichtbar gemacht und eingeübt. Der Handlungsspielraum vergrößert sich und das Vertrauen in die eigene Kompetenz nimmt zu. Den Abschluss des Prozesses bildet die Erlaubnis, auf seine alten, einschränkenden Denk- und Handlungsmuster zu verzichten .